Orchideen auf der Fensterbank pflegen
Bis vor etwa vierzig Jahren war es noch umstritten, ob sich Orchideen überhaupt als Zimmerpflanzen eignen, denn sie sind ausgesprochen empfindlich, haben ganz spezielle Ansprüche und sind an die klimatischen Bedingungen bei uns nicht gewöhnt.
Doch mit der Verbreitung der Zentralheizung und dem Fortschritt der modernen Pflanzenzüchtung, der angepasstere und robustere Orchideenarten hervorbrachte, entwickelte sich die Orchidee im Laufe der Zeit zu einer der beliebtesten Zimmerpflanzen der Deutschen und ist heute nicht mehr aus unseren Wohnzimmern wegzudenken. Um die heimische Fensterbank zu einem geeigneten Orchideenstandort zu machen, müssen aber einige Dinge beachtet werden.
Am wohlsten fühlen sich die exotischen Blütenpflanzen in einem Terrarium, wo alle Wachstumsfaktoren perfekt an ihre Bedingungen angepasst sind. Die allermeisten Arten lassen sich aber auch prima auf der Fensterbank kultivieren. Jedoch sollte man beim Kauf die Standortbedingungen des Raumes im Hinterkopf haben, in dem die Orchidee stehen wird. Temperatur, Lichteinfall und Luftfeuchte sowie deren Schwankungen im Tages- und Jahresverlauf beeinflussen welche Sorte infrage kommt. So variabel Orchideen in ihrer Erscheinung sind, so unterschiedlich sind auch ihre Standortansprüche.
Tipps und Tricks für die Fensterbank
Selbst wenn ein Standort für eine bestimmte Orchidee nicht von vornherein optimal sein sollte, mit ein paar Tricks lässt sich fast jede Fensterbank zum perfekten Orchideen-Heim machen.
Grundsätzlich sind Fenster im Flur oder im Treppenhaus weniger gut für Orchideen geeignet, da es hier oft zu zugig ist. Ebenso sind kaminbeheizte Zimmer keine idealen Standorte, weil die Wärmeverteilung hier ungleichmäßiger ist als in Räumen, die mit einer Zentralheizung beheizt werden. Außerdem ist die Raumtemperatur hier vergleichsweise schwerer zu kontrollieren und schwankt stärker zwischen Tag und Nacht sowie zwischen Sommer und Winter. Tatsächlich ist es erst seit den achtziger Jahren, als sich Zentralheizungen zum Standardinventar etablierten, so einfach, Orchideen auf der Fensterbank zu halten.
Da sich die Heizkörper in den meisten Wohnungen unter den Fenstern befinden, dürfen Fensterbänke, die Orchideen beherbergen sollen, nicht zu schmal sein.
Luftfeuchtigkeit je nach Raum beachten
Aufsteigende Heizungsluft trocknet die Pflanze aus und stresst sie. Dadurch wird sie anfällig für Schädlinge, vermindert ihr Wachstum, blüht seltener und wirft vertrocknete Knospen ab bevor sie aufgehen. Ohnehin ist die relative Luftfeuchte in unseren Wohn- und Schlafzimmern oft zu niedrig für Orchideen, besonders im Winter. Sie liegt in den meisten Haushalten zwischen vierzig und sechzig Prozent.
Damit Orchideen gut gedeihen, müssen sich die Werte in jedem Fall am oberen Rand dieses Bereichs bewegen. Daher sind Orchideen wie die feuchtigkeitsliebende Vanda besonders an hellen Badezimmer- oder Küchenfenstern gut aufgehoben, wo täglich Wasserdampf aus Dusche oder Kochtopf die Blätter befeuchtet.
Tipps für Fensterbänke in eher trocknen Räumen
Um den Anforderungen von Phalaenopsis und Co. in eher trockenen Räumen gerecht zu werden, hat es sich bewährt, Blätter, Luftwurzeln und Blütenknospen täglich mit Wasser zu besprühen, bis ein dünner Feuchtigkeitsfilm die Blätter benetzt.
Vorsicht: Die Orchidee tropfnass zu sprühen, ist kontraproduktiv. Verdunstet das Wasser von den Blättern nicht innerhalb weniger Stunden und spätestens bis zur Nacht, können Schimmelsporen keimen und die Pflanze krank machen.
Wer nicht täglich ans Besprühen denken will, wählt für die Orchidee einen zwei Nummern größeren Übertopf, legt Blähton oder ein paar Steine auf den Boden und füllt ein wenig Wasser ein, gerade so viel, dass Orchideensubstrat und -wurzeln nicht nass werden. Das Wasser wird nach und nach aus dem Übertopf verdunsten und lokal die Luftfeuchte erhöhen.
Einen ähnlichen Effekt erzielen spezielle Fensterschalen, die gleich mehrere Pflanzen mit Feuchtigkeit versorgen oder ganz einfach mit Wasser gefüllte Schalen, die man zwischen den Orchideen platziert.
Im Gegensatz zur Temperatur sind Schwankungen der relativen Luftfeuchtigkeit für Orchideen besser verträglich, insofern ein Wert von fünfzig Prozent nicht unterschritten wird. Schließlich sind in der Natur solche Schwankungen durch abwechselnde Regengüsse und Sonnenstrahlung an der Tagesordnung.
Was ist die optimale Himmelsrichtung für Orchideen auf Fensterbänken?
Genau wie wir vertragen übrigens auch Orchideen im Frühjahr, wenn die Sonne Kraft gewinnt, noch kein zu starkes Sonnenlicht. Sie müssen sich langsam daran gewöhnen.
Die optimale Fensterbank für die Orchideenkultur hat Ost- oder Westausrichtung, sodass nur milde Morgen- oder Abendsonne einfällt.
Direktes Sonnenlicht zur Mittagszeit an einem Südfenster ist zu intensiv für die Tropenpflanze, die aus dem heimischen Dschungel nur diffuses Licht kennt, das durch den Baldachin der Urwaldbäume auf ihre Blätter trifft. Wer seine Orchidee im Sommer der Mittagssonne aussetzt, riskiert Sonnenbrand. Für Arten wie Dendrobium kingianum oder Calanthe vestita sind gar Fenster, durch die nie direktes Sonnenlicht fällt, der bevorzugte Standort. Mithilfe von Plissees lässt sich bei Bedarf direktes Sonnenlicht abmildern.
Auf einer so beschatteten Fensterbank kann es aber dennoch zu heiß werden. Klettern die Temperaturen über 25 Grad, ob durch Mittagssonne oder Hitzewelle, muss die Pflanze aktiv gekühlt werden, um keine Schäden zu riskieren. Jetzt ist es doppelt wichtig, die Orchidee zu besprühen, damit die Verdunstungskälte die Pflanze vor Überhitzung schützt.
Alternativ kann man den Übertopf mit Sphagnum Moos auskleiden und dieses mit Wasser begießen, um es konstant feucht zu halten. Das aus dem Moos verdunstende Wasser wirkt wie eine Klimaanlage. Legen Sie am besten ein paar Steine in den Übertopf, um sicherzusehen, dass durch das Begießen keine Staunässe entsteht. Achten Sie außerdem darauf, dass die Pflanzen auf der Fensterbank nicht zu dicht stehen, denn nur durch ausreichende Luftzirkulation kann ein Hitzestau verhindert werden.
Was ist die optimale Temperatur für Orchideen am Fenster?
Die optimalen Temperaturen für Orchideen sind glücklicherweise genau die, die auch wir in unseren Wohnräumen bevorzugen: 18 bis 24 Grad. Nachts darf es auf bis zu 16 Grad abkühlen, ein Unterschied zwischen Tag- und Nachttemperatur von bis zu fünf Grad ist sogar förderlich für Wachstum und Blüte.
Ein unbeheizter aber sonnendurchfluteter Wintergarten ist das perfekte Zuhause für Dendrobium oder Frauenschuh. Sie vertragen Temperaturen bis 15 Grad solange die Lichtintensität stimmt. Phalaenopsis hingegen mag keine Temperaturen unter zwanzig Grad und eignet sich eher als Zierde für Wohnzimmer und Küche.